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Fakultät für Biologie

Westafrikas biologische Vielfalt

15.05.2012

Zehn Jahre lang haben rund 150 Wissenschaftler von deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen mit afrikanischen Partnern die biologische Vielfalt Westafrikas untersucht. Koordiniert wurde dieses Großprojekt von Professor Karl Eduard Linsenmair von der Universität Würzburg; die Ergebnisse liegen nun in drei Atlanten vor.

Die BIOTA-West-Atlanten enthalten umfangreiches Kartenmaterial. Auf diesem Beispiel ist die Dichte des Vorkommens verschiedener Fledermausarten dargestellt. Copyright: Institut für physische Geographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Die BIOTA-West-Atlanten enthalten umfangreiches Kartenmaterial. Auf diesem Beispiel ist die Dichte des Vorkommens verschiedener Fledermausarten dargestellt. Copyright: Institut für physische Geographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Megaloglossus woermanni ist eine von 120 Fledermausarten, die in Westafrika heimisch sind. Das nachtaktive Tier wiegt zwar nur 15 Gramm, spielt aber im Ökosystem eine gewichtige Rolle: Es vertilgt Insekten und verbreitet die Samen von Pflanzen. Bedroht wird es durch den Wandel der Landnutzung, die seinen Lebensraum immer mehr einengt.

So wie dieser Fledermaus geht es vielen anderen Pflanzen- und Tierarten in Westafrika. Diese Gegend, insbesondere der Guineische Waldgürtel, gehört zu den 34 Erdregionen mit der größten biologischen Vielfalt. Wirtschaftlich ist sie aber eine der ärmsten Gegenden der Welt.

Von der Sahara bis zum Regenwald

Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2000 das deutsch-afrikanische Großprojekt BIOTA (Biodiversity Transect Analyis) West initiiert. Über 150 Botaniker, Zoologen, Meteorologen, Fernerkundler, Geographen, Ökonomen und Ethnologen haben seitdem Datensätze zur biologischen Vielfalt in Benin, Burkina Faso und der Republik Elfenbeinküste erhoben. Dazu wurden unter anderem Observatorien entlang eines Klimagradienten vom Rand der Sahara bis zum Regenwald eingerichtet.

Untersucht wurde auch, wie sich die Artenvielfalt durch Landnutzung und Klimawandel verändert, um bessere Ansätze für Schutz und nachhaltige Nutzung entwickeln zu können. Die Bestandsaufnahme brachte Überraschungen mit sich: „Beispielsweise ging man davon aus, dass in Burkina Faso nur knapp über 1200 Pflanzenarten vorkommen. Inzwischen wissen wir, dass es fast 2000 sind“, so Dr. Karen Hahn, Goethe-Universität Frankfurt und Biodiversitäts- und Klima-Forschungszentrum.

Was die Atlanten bieten

Die Ergebnisse dieser umfangreichen Forschungsarbeit liegen nun in drei BIOTA-West-Atlanten mit über 2100 Seiten vor. Die Bücher bilden erstmals den Stand des Wissens zur biologischen Vielfalt und ihrer Bedrohung in Benin, Burkina Faso und der Republik Elfenbeinküste ab.

Die Atlanten beinhalten jeweils einen allgemeinen Teil mit Daten und Karten über das Vorkommen und die Verbreitung von Pflanzen- und Tierarten. Außerdem präsentieren sie Konzepte zum Schutz oder zur Wiederherstellung der Artenvielfalt. In einem regionalspezifischen Teil werden die für das jeweilige Land bedeutendsten Herausforderungen, der Status der Biodiversität vor Ort sowie Schutzgebiete und Naturschutzstrategien analysiert.

Aufbereitet für Praktiker vor Ort

Zielgruppe der Atlanten sind Biodiversitätsforscher, Entscheidungsträger in Ministerien, Naturschutzbehörden, Nicht-Regierungsorganisatoren sowie die breite Öffentlichkeit und Lehrer. Um eine größtmögliche Einsetzbarkeit zu gewährleisten, sind die Atlanten zweisprachig in Englisch und Französisch geschrieben.

„Wissenstransfer ist ein essentieller Bestandteil des BIOTA-West-Projekts. Um das zu erleichtern, wurden die Atlanten auf die Bedürfnisse von Praktikern zugeschnitten. Deshalb haben auch unsere Partner vor Ort den Löwenanteil bei der Zusammenstellung des Inhalts geleistet”, erläutert Professor Dr. Karl Eduard Linsenmair. Der langjährige Inhaber des Lehrstuhls für Zoologie III (Tierökologie und Tropenbiologie) an der Universität Würzburg hat das Großforschungsprojekt BIOTA West koordiniert.

Die Atlanten stehen damit ganz in der Tradition der Biodiversitäts-Konvention der Vereinten Nationen. Denn als Kernelement zum Schutz der biologischen Vielfalt hebt diese auch den Wissenstransfer hervor.

Wer die Atlanten realisiert hat

Erstellt wurden die Atlanten von der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Professor Dr. Jürgen Runge, Dr. Dorothea Kampmann, Dr. Joachim Eisenberg) in Zusammenarbeit mit allen BIOTA-West-Beteiligten. Zusätzliche Unterstützung kam vom Biodiversitäts- und Klima-Forschungszentrum (BiK-F) sowie von IUCN (International Union for Conservation of Nature) Burkina Faso.

Herausgeber sind neben der deutschen Seite die jeweiligen Partner des Großprojektes vor Ort in Benin (Professor Dr. Brice Sinsin), Burkina Faso (Professor Dr. Adjima Thiombiano) und der Republik Elfenbeinküste (Professor Dr. Souleymane Konaté).

Kontakt

Sabine Wendler, LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F), Pressereferentin, 
T (069) 7542-1838, sabine.wendler@senckenberg.de

Prof. Dr. Karl Eduard Linsenmair, Biozentrum der Universität Würzburg,
T (0931) 31-84351, ke_lins@biozentrum.uni-wuerzburg.de

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