Fakultät für Biologie

Weltspitze: Sechs Würzburger Wissenschaftler hochzitiert

07.12.2017

"Highly Cited Researcher": Mit diesem Prädikat wurden in diesem Jahr fünf Wissenschaftler der Uni Würzburg ausgezeichnet. Sie gehören, gemeinsam mit einem weiteren als "Citation Laureate" Ausgezeichneten, in ihren Forschungsbereichen zu den häufig zitierten und somit einflussreichsten Autoren.

Der sechste Forscher der JMU, der in den Kreis der hochzitierten Wissenschaftler aufgenommen wurde: Mediziner Hermann Einsele. (Foto: Daniel Peter)

Die Anzahl zitationsstarker Wissenschaftler aus Würzburg ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen: Waren es 2014 noch drei Forscher, die für ihre Zitationsleistungen ausgezeichnet wurden, so sind in diesem Jahr erstmals sechs Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen vertreten. Neben dem RNA-Forscher und Infektionsbiologen Jörg Vogel, dem Tierökologen Ingolf Steffan-Dewenter, dem Chemiker Frank Würthner und dem Biophysiker Rainer Hedrich, die allesamt bereits 2016 dazugehörten, kann sich nun auch erstmals der Mediziner Hermann Einsele über die renommierte Auszeichnung als "Highly Cited Researcher" freuen.

Basierend auf der Datenbank "Web of Science" wählt Clarivate Analytics (vormals: Thomson Reuters) jährlich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachbereiche als Highly Cited Researchers aus. Um die Auszeichnung zu erhalten, ist eine möglichst hohe Anzahl von Zitaten nötig, damit ein Wissenschaftler zur Spitze (1%) pro Jahr und jeweiligem Fachbereich zählt. 

Zur Identifizierung weltweiter Spitzenforschung erstellt Clarivate Analytics neben der Auszeichnung von Highly Cited Researchers jährlich auch eine Liste mit jeweils etwa 20 "Citation Laureates": Seit dem Jahr 2002 wurden so weltweit etwa 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler benannt, die aufgrund ihrer häufigen Zitierung in hochrangigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen als Favoriten für eine zukünftige Auszeichnung mit einem Nobelpreis oder anderen Wissenschaftspreisen eingestuft werden. 2014 wurde auch der Würzburger Physiker Laurens Molenkamp in diese Liste aufgenommen.

Uni-Präsident Forchel: "Beleg für eindrucksvolle internationale Forschungsstärke"

Universitätspräsident Alfred Forchel gratulierte den sechs Professoren und hob gleichzeitig die Bedeutung der Auszeichnung aus institutioneller Sicht hervor: "Die Tatsache, dass mittlerweile sechs von weltweit etwa 3.500 Highly Cited Researchers oder Citation Laureates an der Julius-Maximilians-Universität tätig sind, ist ein wunderbarer Beleg für die eindrucksvolle und weiter wachsende internationale Forschungsstärke unserer Universität. Meine herzlichsten Glückwünsche allen Ausgezeichneten zu diesem tollen Erfolg!"

Zu den Ausgezeichneten

Hermann Einsele ist Experte für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie. Der Mediziner wurde im Juni 2004 auf einen Lehrstuhl für Innere Medizin an die Universität Würzburg berufen. Seit Dezember 2004 ist er Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Würzburg. Der Internist und Krebsspezialist entwickelte die Selektion und Applikation manipulierter Immunzellen, die er dann auch erstmals in Europa klinisch einsetzte. Er erhielt 2003 den van Bekkum Award der Europäischen Stammzelltransplantation und wurde als Honorary Fellow in das Royal College of Pathology in London aufgenommen. Als Co-Sprecher zweier Transregio-SFBs und Koordinator mehrerer EUFP7 und Horizon-2020-Projekte, hat er die zelluläre Immuntherapie weiterentwickelt und sich mit der Selektion multiantigen-spezifischer T-Zellen, bispezifischer Antikörper und mit CAR-T-Zellen beschäftigt. Unter seiner Leitung werden immuntherapeutische Studien bei vielen Tumorerkrankungen durchgeführt. Wissenschaftlich beschäftigt er sich außerdem mit der Stammzelltransplantation zur Therapie von Blutkrebserkrankungen und dem multiplen Myelom, (Studienleiter der deutschen Studiengruppe Multiples Myelom). Einsele widmet sich zudem an der Universität Würzburg als Vizepräsident den Themen "Forschung" und "Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses".

Rainer Hedrich gilt als einer der Väter der Erforschung der auf Ionenkanälen basierenden elektrischen Signalübertragung von Pflanzen. Der Biophysiker war weltweit der erste Forscher, der im Göttinger Max-Planck-Labor des Nobelpreisträgers Erwin Neher die Arbeitsweise pflanzlicher Ionenkanäle direkt bestimmt hat. Hedrich hat mehrere international renommierte Preise erhalten, darunter auch einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates. Dieser Forschungspreis wurde geschaffen, um herausragenden Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, auch riskante Projekte anzugehen. Im ERC-Projekt "Carnivorom" erforscht Hedrich die molekularen Grundlagen, die es Karnivoren - also fleischfressenden Pflanzen - erlauben, den Spieß umzudrehen und sich von Tieren zu ernähren. Dabei hat er unter anderem entdeckt, dass die Venus-Fliegenfalle die Berührungen mit ihrer Beute misst, zählt und der Anzahl der Reize entsprechend die Falle zuschnappen lässt.

Ingolf Steffan-Dewenter ist Tierökologe, Insektenkundler und Imker. Er erforscht die Auswirkungen von Klimawandel, Habitatfragmentierung, Landnutzungsänderungen und invasiven Arten auf die Artenvielfalt von Insekten und deren Bedeutung für Ökosystemfunktionen in tropischen und gemäßigten Lebensräumen. Seine Forschungsarbeiten tragen zum Verständnis der Mechanismen bei, die das Vorkommen, die Häufigkeit und die Wechselbeziehungen von Arten bestimmen. In landwirtschaftlichen Systemen hat er wegweisende Untersuchungen zur Bestäubung von Kulturpflanzen, zur biologischen Schädlingskontrolle und zum Erhalt von Biodiversität durchgeführt.

Jörg Vogel forscht an regulatorischen RNA-Molekülen in bakteriellen Krankheitserregern, wie etwa Salmonella, und im Mikrobiom des Menschen. Seine Arbeitsgruppe entwickelt neue, auf Hochdurchsatzsequenzierung beruhende Methoden, um RNA-Moleküle in hoher Auflösung zu erfassen und deren Wirkmechanismen zu verstehen. Der Biochemiker ist Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg und Sprecher des Zentrums für Infektionsforschung (ZINF). Er ist gewähltes Mitglied der Europäischen Molekularbiologie-Organisation EMBO sowie der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina). Als Gründungsdirektor leitet Vogel seit diesem Jahr den Aufbau des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) an der Universität Würzburg.

Frank Würthner leistete grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der supramolekularen Materialchemie und entwickelt supramolekulare Polymere sowie Nanomaterialien auf Basis von Funktionsfarbstoffen für Anwendungen in der organischen Elektronik und Photovoltaik. Nach erfolgreichen Arbeiten zur Konversion von Sonnenlicht in Strom (Photovoltaik) beschäftigt sich Würthner seit 2012 auch mit Farbstoff-basierten Materialien, die mit Hilfe von Sonnenlicht Brennstoffe erzeugen können. Hierzu setzt er auf biomimetische Konzepte und entwickelt synthetische Nanoreaktoren, in denen Farbstoffe ähnlich wie in den natürlichen Photosyntheseapparaten die Energie des Sonnenlichts einsammeln und anschließend zur photokatalytischen Wasserspaltung nutzen. Würthner ist Gründungsdirektor des Zentrums für Nanosystemchemie, dessen Forschungsneubau 2016 eingeweiht wurde. Er ist Fellow of the Royal Society of Chemistry und gewähltes Mitglied in der bayerischen und der nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina).

Laurens Molenkamp darf man zweifellos zur Riege der etablierten Spitzenforscher zählen: In seinem Labor in Würzburg gelang 2007 die Entdeckung des Quanten-Spin-Hall-Effekts. Professor Molenkamp war außerdem der erste, der die neue Materialklasse der topologischen Isolatoren experimentell realisieren konnte. Seit seinem Durchbruch wird auf diesem Gebiet weltweit intensiv geforscht. Molenkamp erhielt unter anderem 2011 und 2017 jeweils mit 2,5 Millionen Euro dotierte ERC-Advanced-Grants, 2014 erhielt er den Leibniz-Preis. 2017 kam die Stern-Gerlach-Medaille hinzu, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

Kontakt

Prof. Dr. Hermann Einsele, Leiter des Lehrstuhls für Innere Medizin II (Universitätsklinikum), T.: +49 931 201-40000, E-Mail: einsele_h@ukw.de

Prof. Dr. Rainer Hedrich, Leiter des Lehrstuhls für Botanik I - Molekulare Pflanzenphysiologie und Biophysik - Julius-von-Sachs-Institut für Biowissenschaften, T.: +49 931 31-86100, E-Mail: hedrich@botanik.uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Laurens Molenkamp, Lehrstuhl für Experimentelle Physik III der Universität Würzburg, T +49 93) 31-84925,E-Mail: molenkamp@physik.uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter, Leiter des Lehrstuhls für Tierökologie und Tropenbiologie (Zoologie III), T.: +49 931 31-86947, E-Mail: ingolf.steffan@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Jörg Vogel, Direktor des Helmholtz‐Instituts für RNA‐basierte Infektionsforschung sowie Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie , T.: +49 931-31 82575, E-Mail: joerg.vogel@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Frank Würthner, Leiter des Lehrstuhls für Organische Chemie II, T.: +49 931 31-85340, E-Mail: wuerthner@chemie.uni-wuerzburg.de   

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Von Redaktion

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