Schmitt, Interaktiver Lehrpfad Rotmilan Klaushof
Konzeption eines interaktiven Lehrpfades zum Thema Rotmilan am außerschulischen Lernort Wild-Park Klaushof
Autorin: Selina Schmitt
betreut von: Dr. Sabine Gerstner, Dr. Joachim Schneider
Das Ziel der Arbeit ist eine Konzeption eines Lehrpfades zum in der Rhön beheimateten Rotmilan. Dieser thematisiert vorwiegend das Verhältnis vom Rotmilan zum Menschen und dessen Einwirkungen auf den Lebensraum des Vogels.
Das Biosphärenreservat hat einen Bildungsauftrag und soll Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) realisieren. BNE vereint Umweltbildung und globales Lernen und zielt auf den Erwerb von Gestaltungskompetenz sowie der Partizipation der Menschen in Entscheidungsprozessen ab. Die Bildungsarbeit findet, neben den formalen Bildungsbereichen, vor allem in non-formalen oder informellen Bildungsorten statt. Der Wild-Park Klaushof ist eine von diesen Bildungsinstitutionen. Mit seinem individuellem Bildungskonzept zur Vermittlung von Umweltbildung erreicht er die Menschen sowohl als außerschulischer Lernort in formalen Kontexten als auch in der Freizeit im non-formalen bzw. informellen Kontext.
Der Lehrpfad ist in vier Stationen mit jeweils eigenen Unterthemen gegliedert und ist nach dem Bildungskonzept des Klaushofs ausgerichtet. Als Unterthemen werden die äußeren Merkmale des Rotmilans, die Nahrungssuche, Gefahren und Schutzmaßnahmen, sowie der Nestbau angesprochen. Die Themenwahl greift entsprechend einer Bildung für nachhaltigen Entwicklung die Konsequenzen menschlichen Handelns auf den Rotmilan auf. An den interaktiven Stationen sind die Informationen nicht direkt präsentiert, sondern verborgen. Die Besuchenden des Tierparks müssen die Antworten zu den Aufgabenstellungen durch Betätigen von verschiedenen Mechaniken selbst ermitteln, beispielsweise durch eine Zuordnung, Drehen von Würfeln oder lösen eines Puzzles. Dadurch erschließen sich die Besucherinnen und Besucher die Inhalte selbst. Eine Ausnahme bildet die Station Größe, welche keine solche Interaktivität enthält, sondern durch den Vergleich mit der eigenen Armlänge mehr auf die affektive Ebene zugreift. Zudem zielt sie mit der Informationstafel auf das Erlernen der Formenkenntnis ab.
Die Bildung für nachhaltige Entwicklung strebt die Aneignung von Gestaltungskompetenz an. Diese beinhaltet mehrere Teilkompetenzen. Im Rotmilanlehrpfad ist indirekt die Teilkompetenz G.3 „Die Kompetenz zur Bewältigung individueller Entscheidungsdilemmata: Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen können“ in den Stationen Gefahren und Schutz, sowie Nahrungssuche umgesetzt. Beide Lernstationen deklarieren Windkrafträder, Forstarbeiten oder Straßen als Gefährdung für den Rotmilan, obwohl sie einen großen Nutzen, beispielsweise für die Infrastruktur, aufweisen und deshalb auch zwangsläufig
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notwendig sind. Dieses menschliche Eingreifen in die Umwelt, was Vorteile für den Menschen bringt, ist für den Greifvogel eine große Beeinträchtigung. Der Konflikt besteht also im Voranbringen der Gesellschaft und Infrastruktur durch den Bau von Windkraftanlagen und Straßen, sowie die Durchführung von Forstarbeiten, was mitunter zu starken Beeinträchtigungen der Natur führt, und dem gleichzeitig notwendigen Umweltschutz.
Der Wild-Park Klaushof trägt mit seinem Bildungskonzept zur Umweltbildung unmittelbar zu einer Bildung für nachhaltigen Entwicklung bei. Das Konzept berücksichtigt die affektive Ebene (Erleben), die kognitive Ebene (Wissen), die Bewusstseinsebene (Werten) und die Handlungsebene (Gestalten). Die affektive Ebene wird im Lehrpfad besonders durch das Stopfpräparat angesprochen. Der ausgestopfte Rotmilan ermöglicht den Lernenden die morphologischen Merkmale des Vogels aus direkter Nähe zu betrachten. Die kognitive Ebene zielt auf Wissen, also auf das Erlenen von Fachinhalten ab, welches an den Lernstationen zu den Themen Nestbau, Nahrungssuche, äußere Merkmale und Gefahren und Schutz vermittelt wird. Dadurch ist auch die Bewusstseinseben realisiert, denn die Inhalte Zielen hauptsächlich auf das Verständnis der Effekte menschlichen Handelns auf den Rotmilan. Die Handlungsebene ist im Lehrpfad nur bedingt umgesetzt. Nach Janssens Modell zur Umweltbildung zählt das Erkennen und Hinterfragen von Handlungen bereits zur Handlungsebene, was dann zum Handeln und Gestalten führt. Nach dieser Definition wäre diese Ebene bereits im Lehrpfad verwirklicht. In anderer Literatur strebt die Handlungsebene die Bereitschaft und Kompetenzen zum Handeln beziehungsweise Gestalten an. Die Stationen verhelfen den Erwachsenen und Kindern jedoch nur zu Fähigkeiten zum Erkennen und Bewusstwerden von Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur.
Durch eine didaktisch ansprechend gestaltete Konzeption kann ein Lehrpfad eine bereichernde Ergänzung zu anderen Bildungsorten im Bereich von Umweltbildung und BNE sein. Besonders reizvoll ist der Bau von solchen Lernstationen, da sie die Menschen in ihrer Freizeit erreicht und deshalb ein freiwilliges ungezwungenes Lernen ermöglicht.